1. Mozartoratorium - Regiekonzept
Liebe Leserinnen und Leser!
Heute möchte ich euch über das Regiekonzept vom 1. Mozartoratorium berichten.
Das spannende und herausfordernde an diesem Oratorium sind die Allegorien. Bis auf eine Figur gibt es nur allegorische Figuren. Beim Regiekonzept stehen wir vor der Herausforderung einen Weg zu finden, der die allegorischen Figuren schon von vornherein als solche klar stellt.
Die genaue Umsetzung wird während den Proben fixiert werden. Bisher gibt es zwei verschiedene Ideen.
Die eine versucht die Allegorie der Gerechtigkeit und die Allegorie der Barmherzigkeit an die altgriechischen Allegorien anzupassen und mit deren Bildsprache zu arbeiten und den Weltgeist im Sinne der „Vanitas“ umzusetzen. Die Gerechtigkeit wird gerne als Frau mit verbundenen Augen und einer goldenen Waage in der Hand dargestellt. Die Barmherzigkeit ist schon schwerer darzustellen. Traditionell wurde die Allegorie der Barmherzigkeit mit einer Mutter dargestellt, die ihre Kinder stillt. Das wird etwas schwieriger auf der Bühne umzusetzen. Die andere Allegorie für die Barmherzigkeit ist das Bild vom verlorenen Sohn von Rubens. Da aber in Mozarts Oratorium die Barmherzigkeit eine Sopranpartie ist, wird das noch schwerer umzusetzen.
Für die Allegorie des Christgeistes dachte ich an eine Auferstehungsdarstellung Jesu, mit dem Siegeskreuz in der Hand. Beim Weltgeist kamen mir sofort verschiedene „Vanitas“ Gemälde in den Sinn, also die Eitelkeit mit viel Schmuck, Wein, Trauben und einem Totenkopf. Das waren meine ersten Assoziationen. Da ich eine humanistische Ausbildung habe und in altgriechisch maturiert habe, liegen mir natürlich die antiken allegorischen Darstellungen am Herzen und ich finde die Antike Mode sehr spannend. Aber ein zweiter Ansatz kam mir auch in den Sinn.
AGOSTINO CARRACCI, STECHER, NACH ORAZIO SAMACCHINI, ZEICHNER, ERFINDER
ALLEGORIE DES 85. (GRIECHISCHE ZÄHLUNG: 84.) PSALMS: DIE PERSONIFIKATIONEN DES FRIEDENS UND DER GERECHTIGKEIT KÜSSEN SICH, DIE BARMHERZIGKEIT NÄHRT IHRE KINDER, UND DIE WAHRHEIT SITZT MIT EINEM OFFENEN BUCH, 1580
Die andere Idee ist es die drei allegorischen Figuren Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Christgeist im Sinne der Dreieinigkeit in weiße Kutten zu kleiden, die dann, je nach Funktion, noch andere Stilelemente dazu erhalten. Der Weltgeist würde als allegorische Figur, die im Gegensatz steht mit einer schwarzen Kutte angezogen sein. Die einzige „normal“ gekleidete Figur ist der Christ. Diese Idee muss noch etwas klarer reifen. Für die Gerechtigkeit die Waage als Symbol erscheint klar, für den Christgeist die Wundmale, für die Barmherzigkeit müsste noch etwas gefunden werden für den Weltgeist Schmuck und Totenkopf wären auch das Naheliegendste! Wir werden sehen, wie sich das Regiekonzept noch weiter entwickeln wird.
Welche Variante der Umsetzung vom Kostüm her wird sich noch heraus kristallisieren, da beide Varianten etwas für sich haben, das Regiekonzept aber noch nicht vollständig zu Ende gedacht ist. Es ist aber schon klar, dass mit sehr sparsamen szenischen Mitteln gearbeitet wird.
Soweit zu den ersten Überlegungen zur Regie!
Solltet ihr noch eine Idee haben, ich bin immer für Ratschläge offen!
Ich freu mich auf euer Feedback!
Eure
Barbara Marie-Louise Pavelka