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Wer war Leschetitzky? - Interview mit Burkhard Muth

Liebe Leserinnen und Leser!

Heute habe ich einen Gast mitgenommen und zwar den Burkhard Muth von der deutschen Leschetitzky Gesellschaft. Ich habe nämlich Mitte Juli bei der Eröffnung des Leschetitzky Festivals im Rathaus gesungen.

Burkhard: Internationale Akademie.

Barbara: Genau in der internationalen Leschetitzky Akademie eigentlich, im Rathaus gestern in Wien

gesungen und habe da natürlich weil die Leschetitzky, Theodor Leschetitky gewidmet ist auch zwei Lieder von ihm gesungen. Das war mein erstes Mal und nachdem der Präsident der deutschen Leschetitzkygesellschaft ebenfalls bei der Eröffnung da war, habe ich mir gleich gedacht, dassich mir diesen Herrn schnappe um ihn zu interviewen um etwas mehr über Leschetitzky zu erfahren und damit auch euch meinen lieben Hörern, die Chance zu geben über diesen wunderbaren, wenn ich das richtig mitbekommen habe, einen wirklichen Meilenfigur, einen Meilenstein für die Pianowelt euch etwas darüber erzählen zu können. Also Herr Muth, oder darf ich du sagen?

Burkhard: Ja, ja

Barbara: Also lieber Burkhard, bitte stell dich doch einfach mal selbst vor. Ich finde das immer schöner.

Man selbst weiss am Besten immer alles und wie hast du , wie hast du Leschetitzky kennengelernt? 

Burkhard: Ja das war ganz einfach. Ich habe Musikpädagogik, Musikwissenschaft und Psychologie

studiert und Musikpädagogik mit Hauptfach Klavier und da war ich auf der Suche nach einem Examensthema und ich wollte über Klavierpädagogik schreiben, und da habe ich mir so alle einschlägigen Bücher besorgt, die es zum Thema gab und habe dann aber es nicht dabei belassen, diese Bücher zu lesen, sondern habe mich immer gefragt, wer ist der Author dieses Buches und wer ist der Lehrer von dem Lehrer. Und da ist es so, dass quasi wenn man dann immer zwei oder drei Schritte zurück geht mit einer unwahrscheinlichen Geradlinigkeit man immer auf Liszt oder Leschetitzky stösst im pädagogischen Bereich. Und das ist natürlich sehr spannend, dass es gerade immer zwei Personen sind auf die sich alles reduziert. Und da habe ich gedacht, gut Liszt kennt jeder, Leschetitzky kennt keiner, also beschäftigst dich mal mit Leschetitzky und habe dann eine Examensarbeit geschrieben über seine Methode und dann war das Thema erstmal erledigt, und dann habe ich Examen gemacht, habe meinen Verlag gegründet für Wissenschaftsverlag für Musikpädagogik und Musikwissenschaft und drei gegründet Pianopädagogik und als dann so der zweite Band erschienen war ist der Herausgeber der Reihe Prof. Striegl aus Mainz Paris im Urlaub gewesen und hat mir also eine CD mitgebracht mit Aufnahmen von Leschetitzky, also Klavierwerken. Und da bin ich natürlich gewisserweise aus allen Wolken gefallen, weil in den einschlägigen Lexika war mit keinem Wort erwähnt zwar, dass er irgendwie komponiert hat schon, aber dass das ja doch ein nennenswertes Oeuvreist, also im ganz bekannten Lexikon „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“ in der 1. Ausgabe , die so in den 60ern erschienen ist, ist nicht ein einziges Werk von ihm aufgeführt und dabei wäre dann eigentlich zu vermuten gewesen, dass Leschetitzky so in der Tradition des 19. Jhdts stand, wo die Trennungslinie zwischen schöpferischem, kompositorischem Tun und Reproduktion nicht so schaft verlief. Also wer Klavier spielte, improvisierte auch und komponierte auch und das war irgendwie waren so zwei Seiten der gleichen Medaille. Das es  dann zu, dazu geführt hat, dass auch Notentexte von etablierten Komponisten einfach verändert wurden oder Sachen weggelassen wurden, sind so bisschen die Schattenseiten, aber im Prinzip ist es so, da habe ich es ja eigentlich zunächst Mal gar nicht weiter Ernst genommen. Und erst als ich dann diese CD hatte, habe ich gemerkt, hoppla, da gibt’s ja eine ganze CD mit Aufnahmen und auf der Rückseite war ein Bildchen drauf mit einer Villa und lauter jungen Leuten und das war so ein Bild, in dem der Meisterkurs von Peter Ritzen sich den Fotografen sozusagen gestellt hatte und da habe ich also mich einfach mal, als ich sowieso in der Nähe war, bin ich einfach mal nach Bad Ischl gefahren. Bin in das Haus gefahren, habe gedacht wenn Leschetitzky drauf steht oben, wirst du das schon finden. Und habe ganz einfach mal geklingelt.

Theodor Leschetitzky

Barbara: Sehr schön. Klingt gut.

Burkhard: Und da kam dann eine junge Frau raus, es war noch recht früh, mit verschlafenem Blick und

sagte dann, da sage ich, hier hat doch mal ein berühmter Pianist gewohnt „Ja ja, den Leschetitzky, den kenn ma scho, aber das macht meine Tante und die ist heute Mittag um zwei wieder da, da könnens dann mal wieder kommen.“ So ich bin dann um zwei wieder gekommen, da is die Tante auch da gewesen und sagen wir mal so, bis um vier haben wir sämtliche Frauengeschichten, der war nämlich vier mal verheiratet, haben wir erstmal alle Frauengeschichten durchpalabert ja, dann ab vier haben wir uns auch noch über andere Sachen unterhalten und um sechs war ich also Mitglied des Leschetitzkyvereins in Bad Ischl. 

Barbara: So schnell kanns gehen. 

Burkhard: Ja. Von dann ab bin ich jedes Jahr nach Bad Isch gefahren, weil die Urenkelin, diese Tante

nämlich, die ist die hat schon sehr stark vorgearbeitet und hat über Jahre wertvolle Dokumente gesammelt in dicken Ordnern und Bilder und pipapo. Aber es hatte so kein rechtes System und da habe ich dann mich jedes Jahr eine Woche hingefahren und habe das Archiv sortiert, also wir haben dann Kataloge gemacht, was wo hin gehört usw. und da war dann auch ein eigener Raum dafür da, der nur für Leschetitzky und zur Verfügung stand und naja da habe ich dann nach einer gewissen Zeit, als ich merkte, da ist genug Material da, habe ich dann mein 1. Buch geschrieben über Leschetitzky – Der bedeutendste Klavierlehrer, den die Welt je gesehen hat? Eine Einführung, in Leben, Werk und Wirken des Pädagogen, Komponisten und Interpreten und ja habe das erstmal gedruckt, in meiner eigenen Reihe veröffentlicht, in meinem eigenen Verlag in der Pianopädagogik, die der Herr Striegl, von dem ich schon erzählt habe, eben herausgegeben hat, wurde das dann der 3. Band. Ja und da zu dieser Zeit, gab es noch keinen Digitaldruck, sondern nur Offset und mussten wir die Auflage schon etwa kalkulieren, und da habe ich geschrieben, habe ich gedacht, da du es selbst geschrieben hast, muss sich das Buch verkaufen, wie verrückt, das muss doch ein großer Erfolg werden und habe also bar jeden Realitätssinns wie ich meinte habe ich 400 Stück drucken lassen. Habe mich dann aber auch gleich als die Kisten kamen, 400 mal soviel gefreut, als sie da waren. Ja 

Barbara: oje

Burkhard: Ja und dann und dann stellte sich raus, dass das Fax nur so getackert hat, die Bestellungen

kamen und Bestellungen kamen. Ich habe meinen Augen nicht getraut, und ein Viertel von der Auflage ist tatsächlich nach Wien gegangen. Also damals war das noch die Frau Müller in der Krugergasse. Ja.

Barbara: Gibt’s immer noch.

Burkhard: Ja das ist jetzt Nachfolger, die Frau Müller macht‘s nicht mehr. Und Doblinger. Und einmal als

ich das erste Mal da war bei der Frau Müller, hat sie gesagt, ach das ist ja schön mit dem Leschetitzky, den kenne ich. Das Buch das leg mal auf. Und da habe ich gedachte, na was macht sie jetzt und dann sagt sie, na lassen sie mal 10 Stück da und das heißt dann das mans direkt nebens Telefon legt, neben die Kasse und hat sie so 10 Stapel, 10 Stück hingelegt, vier Tage später bin ich wieder hingekommen, da war noch ein Buch da. Da hat sie gesagt, dann lassens gleich noch mal 10 da. Und so hat sich das entwickelt und nach drei Jahren musste ich feststellen, das war das bestverkaufteste Buch meines Verlags. Also ich habe noch nie in so kurzer Zeit viele Bücher verkauft, wie bei meinem eigenen und da war ich also sehr begeistert, weil die Ausgangspunkt war ja, dass ich der festen Meinung war, den Namen haben viele Leute irgendwie schon mal gehört also gerade in Wien, wo er 50 Jahre war und als Pädagoge und Leschetitzkymethode und so, das war ja auch dann um die Jahrhundertwende ein Methodikerstreit. Da ging es um die wahre Art des Klavierspielens sozusagen, wie das Buch von Karl Philipp Emanuelvon Bach heisst: Versuch über die wahre Art das Klavier zu spielen und da gab es eben dann dGewichtstechnik und dann die Schwungtechnik und dann die reine Fingertechnik, die strenge und so weiter.

Barbara: Und welche Technik hat Leschetitzky vertreten hier?

Burkhard: Ja und der Leschetitzky hat ganz einfach so gesagt, der hat gesagt, man nimmt immer die

Technik, die zu dem Stück passt. 

Barbara: Ja das, halte ich für sehr pragmatisch und klug, in jeder Kunstform.

Burkhard: Ja, er hat ganz einfach gesagt, wenn ich Bach spiele, dann mache ich Fingerspiele und bleibe

dicht an den Tasten, auch bei Mozart noch. Aber bei den Romantikern, wo man so weit raus muss, da muss natürlich der freischwingende Arm, ist natürlich total wichtig, ja. Und manchmal muss man einfach noch das Gewicht des Armes reinfallen lassen noch und dann kommt der Ton schon von selbst, da kommt eine andere Tonart, wenn man aktiv schlägt. Also er hat quasi diese verschiedenen Elemente, die so diskutiert wurden, alle gekannt und hat sie immer eingesetzt in den Fällen, wo er es für angemessen hielt und das zeichnet auch im Grunde seine Klaviermethode aus, die ausgesprochen individuell ist.

Barbara: Soweit heute zum 1. Teil des Interviews mit Burkhard Muth, dem Leiter des deutschen

Leschetitzkyvereins. Für heute wünsche ich euch einen guten Abend, eine gute Nacht oder einen wunderschönen Morgen.

Eure Barbara Marie-Louise Pavelka

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